Als wären Verdingte keine Menschen

Fred Ryter, mit 7 Jahren bis zu seinem 16. Altersjahr auf verschiedenen Bauernhöfen verdingt (Bild: Fred Ryter am Häuschen der alten Transportseilbahn im Spiggengrund, Kiental)


Szenen aus dem Dokumentar-/Spielfilm «Verdinger» von Saschko Steven Schmid über das Leben von Fred Ryter.
Wenn man mich statt im Tenn im Kuhstall hätte übernachten lassen, hätte ich wärmer gehabt.
Es hätte Stroh gehabt. Und ich hätte die Tiere um mich herum gehabt. Ich hätte meinen Seelenschmerz mit den Tierchen teilen können. Ich hätte vielleicht mit einem Kälbchen geredet.
«Ich hätte warm gehabt. Und ich wäre nicht alleine gewesen.»
Auch wenn das nur ein Tierchen gewesen wäre, hätte ich jemanden um mich herum gehabt. Es wäre für mich ein Luxus gewesen, bei den Tierchen schlafen zu dürfen. Aber mir hat man sogar das vergönnt. – Das Schlimmste waren nicht die Schläge und der Hunger. Das Schlimmste war, dass ich als Person, als Mensch nicht wahrgenommen wurde.»
Fred Ryter, geb. 1940, ehemaliges Verdingkind im Kanton Bern
Wo wohnt bei dir die Seele?