Stummes Leid

Bewohner im Alters- und Pflegeheim Bärau, 1971

Mein einziges Spielzeug, meine heissgeliebte Puppe, wurde mir aus den Händen gerissen mit den Worten: Hier wird gearbeitet und nicht ‹bäbelet›.

Meine Puppe sah ich nie wieder. Ich erlebte dort während neun Jahren als Verdingkind eine traurige Kindheit.

«Der Tagesspruch klang als Morgengebet: ‹Du bisch nüt, du chasch nüt, us Dir git’s nüt›!»

Oder die vier Worte Himmel, Heiland, Donner und Wetter wurden schon vor dem Morgenessen für jedes gut hörbar. Statt Geborgenheit Misshandlungen, Schläge mit Lederriemen, Klopfer, Seil oder Hosenträger, was gerade greifbar war, dazu angebunden, ausgeliefert, wehrlos. Das Sitzen auf der Schulbank war oft schmerzhaft, fast unmöglich. Die Fratze meines damaligen Pflegevaters und die lüsternen Augen verfolgen mich bis heute.

Nelly Haueter, ehemaliges Verdingkind im Kanton Bern
Zitat aus einem Bericht auf www.netzwerk-verdingt.ch

Was tröstet dich, wenn du traurig bist?

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