Keine Wurzeln, keine Flügel
Mädchen im Mädchenheim Kehrsatz, um 1940
«Solange deine Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln. Wenn sie grösser werden, schenk ihnen Flügel.»
Khalil Gibran
Jeder der 30 Buben in diesem Heim war ein Einzelgänger. Es gab keine Freundschaften.
Wir kannten einfach Montag bis Sonntag. Und das drei Mal pro Monat. In der vierten Woche freuten wir uns auf den Besuchstag. Vergebens. Meistens. – Da war so ein Geländer zwischen zwei Häusern unseres Heims. Von dort aus sah man auf die Hauptstrasse hinunter, die von Bern her kam. Links ging es zu unserem Heim.
«Wir standen stundenlang an dieser Stange, mein Bruder und ich.»
Wir hofften bei jedem Auto, dass es links blinkt. Geistig stehe ich noch heute dort. Mein Bruder sagt auch, dass er das nie vergessen hat. Es kam vor, dass unsere Mutter doch ab und zu kam. Das war aber erst nach ein paar Jahren. Vielleicht alle zwei oder drei Monate. Aber das ist natürlich nichts.»
Peter Bönzli, mit 5 Jahren in der Knabenerziehungsanstalt Brünnen in Bümpliz versorgt.
Zitat aus der Online-Plattform www.gesichter-der-erinnerung.ch
Was bedeutet es, eine Familie zu haben?
