Lebenslänglich

Schlafraum im Erziehungsheim Loryheim in Münsingen, 1970

Beratung und Hilfe für Kinder und Jugendliche bietet das anonyme Sorgentelefon der Pro Juventute unter der Nummer 147.

Von Heim- und Verdingkindern wurde uns berichtet, dass sie Angst hatten. Jeden Tag.

Angst vor dem Lederriemen, dem Hunger, dem Alleinsein und vor Übergriffen in der Nacht. Während Jahren. Als sie dann mit 15 oder 16 Jahren ins normale Leben entlassen wurden, hatten sie wieder Angst. Sie hatten Angst vor Gefühlen und Nähe, weil sie nie gelernt hatten, was eine Beziehung, was eine Familie sein kann.

«Sie haben das Vertrauen in die Menschen verloren.»

Und jetzt, wo sie alt sind, haben sie Angst vor der Armut im Alter, vor den Spätfolgen der Mangelernährung und der Schinderei. Sie haben Angst, noch einmal ins Heim zu müssen: Ins Altersheim oder ins Pflegheim. Ihr Leben, haben sie uns erzählt, sei eine einzige Sammlung von Elend, Einsamkeit und Angst. Der Tod, meinten einige, muss eine Erlösung sein.

Urs Rietmann, Projektleiter «Zeichen der Erinnerung»

Was können Erfahrungen sein, die ein ganzes Leben überschatten?

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